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1998-04-27
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5KB
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80 lines
Urheben
Kurd Alsleben
Prof. fuer kuenstlerische Telematik / Computer an der Hochschule fuer bildende
Kuenste Hamburg
Muendlich sollte ich kurz unsere [1] Entwicklung der Datenkunst [2] schildern,
die darauf hinaus laeuft, dass Kunst im Netz Verkehr ist, Austausch.
Hinsichtlich des Themas "Urheberrecht" folgt daraus einDilemma:
In solcher Kunst...
gibt es keinen Kuenstlerautor[3],
gibt es kein Werk[4],
gibt es keine Verfielfaeltigung[5],
gibt es keine Oeffentlichkeit[6].
Einleitung
1 Ich komme von der interdisziplinaeren Computerei der HfbK Hamburg
[8]. Unser dortiges Umfeld ist ein, unter den datenkuenstlerischen Initiativen
lose abgesprochenes, "Virtuelles Medienzentrum Hamburg, virtuHHM", das sind:
Chaos Computer Club (Wau Holland), Europaen MuseumsNetwork (Achim Lipp),
Freies Telekommunikationszentrum (Juergen Wieckmann), Interdisziplinaere
Computerei (Verfasser), KuekoCokue (Antje Eske), Music Media Lab (Manfred
Stahnke), Ponton European Media Art Lab (Karel Dudesek), Connect - Virtuelle
Europaeische Kunsthochschule (Matthias Lehnhardt).
2 Datenkunst ist ein vom CCC her gut bekannter Begriff. Der
Computernetzverkehr wurde international Anfang 1980 kuenstlerisch
aufgegriffen. Auf wenige punktuelle telematische Ereignisse folgten ab 1980
kommunikative kuenstlerische Datenverkehre. Einige Namen moegen das hier
veranschaulichen: Rober Adrian / ARTEX (A), Roy Ascott (GB), Bill Bartlett
(C), Bruce Breland / DAX (USA), Wau Holland / CCC (D), Matthias Lehnhardt (D),
Carl Loeffler / ACEN (USA), einflussreich sind Peter Glasers "Jugoslawisches
Tagebuch", Achim Lipps "Europaeisches Museumsnetzwerk", Detlev Fischers
"Schwamm" und "Poolprocessing" von Heiko Idensen und Mathias Krohn. Pontons
grosse "Piazza virtuale" ist das Bestreben, die dialogischen Ideen mit einem
Massenmedium zu verbinden.
Ausfuehrung
3 Ein Autor ist ein Sender. Beim Austausch dagegen moechte jeder vom
Anderen was erfahren, etwas empfangen. Es gibt einen Uebergangsbereich, das
sind Partizipationskunst, Happening, Aktionskunst und elektronisch-interaktive
Kunst. In diesen Kunstrichtungen geht es nicht um Austausch, sondern darum,
seitens des Autoren Spielraum zu offerieren. Mit Austausch nicht zu
verwechseln ist Koproduktion eines Werkes durch Koautoren.
4 Austausche, Verkehre sind Vorgaenge. Auch ein Werk kann ja Vorgang
sein (z.B. Film). Der Unterschied zwischen Werk und Verkehr liegt vielmehr
darin, dass zum Begriffsinhalt von Werk Publikum gehoert, zum Austausch
gehoert kein Publikum.
5 Ein kommunikativer Austausch ist nicht wiederholbar sondern nur
fortsetzbar, anders als etwa ein Schauspiel, das wiederholt aufgefuehrt wird.
Vervielfaeltigbar sind von Austauschen Rueckstaende, wie Dateien,
Videobaender, Mitschnitte u.s.w., ebenso Abbildungen und Berichte, die aber
eigene Werke sind. Trotz allem liegt in der geschilderten Kunst, die wir gerne
telematische ars sermonis [7] nennen, auch die Intention der Verbreitung.
6 Der kuenstlerische multisensorielle Kommunikationsaustausch, den wir
erfahren und intendieren geschieht nicht oeffentlich, sondern in einem
offizioesen Raum. Diese Offiziositaet bildet einen Uebergangsbereich zwischen
intimen Dialog und Oeffentlichkeit, in die sie hineinzustrahlen trachtet. Die
Form des Trachtens ist uns unklar.
7 Austausch ist als schoene Kunst in der Geschichte gut bekannt: Ars
sermonis ist die Gespraechskunst der Antike; in Barock und Rokoko ist es die
einflussreiche Konversationskunst der Salons, deren gestaltendes Medium
Sprache war. Das elektronische Medium ist gesamtsensorisch und interaktiv
(Mensch/Mensch im Netz).
Anhang
8 Alsleben: Aesthetische Redundanz, Quickborn, 1962. Ders.:
Diskettentypografie. Hypertext, Griffelkunst, HH, 1988. De Courten: Erste
Erfahrungen mit der Kiste. HbK HH, 1993. Dufke: Ulysses. Hypertext. HbK HH,
1991. Eske (Hrsg.): KuekoCokue. HbK HH, 1989ff. Eske/Nissen: Soliparts mit
chorischen Anteilen. Uni Lueneburg, 1993. Fischer: Schwamm. Hypertext. HbK HH,
1989. Ders.: HyperCard Correspondence. DTP, Coventry, 1991. Justen:
Formulieren in Hypertext. HbK HH, 1992. Kaitinnis: Vervielfaeltigung.
Hypertext. HbK HH, 1992. Lehnhardt/Amman: Die Hacker sind unter uns. Muenchen
1985. Lehnhardt et al.: Aha! im netz Aha!, Mediale 93. HbK HH, 1993.
Lehnhardt: Rueckkopplung durch Produktion, FUni Hagen, 1975. Ders.:
Kuenstlerische Telematik. Software HbK HH, 1992. Lettkemann: Tastendes
Forumulieren beim Korrespondieren mediens Hypertext. Hypertext. HbK HH, 1992.
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